Gauß

Erzeuger & Landwirte
Gauß

Die Familiengeschichte reicht zurück, solange es Kirchenbücher gibt.

– Margot Gauß –

Nicht für jeden ist Tradition etwas, das gehegt und gepflegt werden muss. Für Margot Gauß schon. Gemeinsam mit ihren Söhnen führt sie den landwirtschaftlichen Betrieb weiter, den die Familie ihres verstorbenen Mannes vor unzähligen Generationen gegründet hat. Ein Treffen in ihrem gut sortierten Hofladen zwischen Eiern, Apfelsaft und selbst gepresstem Öl.

Hofläden haben Konjunktur

In den letzten Jahren hat Margot Gauß einen durchaus erfreulichen Trend festgestellt: Nach und nach begeistern sich immer mehr Menschen für die regionalen Produkte aus ihrer unmittelbaren Umgebung, für Saisonales vor der eigenen Haustür, erworben bei den Erzeugern. „In letzter Zeit ging das zwar wieder ein wenig zurück, weil es sich im Moment vielleicht nicht jeder leisten kann“, sagt sie. „Das regionale Einkaufen, das hat allgemein aber durchaus zugenommen.“

Dieser Trend wird sich wahrscheinlich nicht mehr umkehren. Nicht in Oeffingen, nicht anderswo. Während ihre Söhne den Hof im Nebenerwerb mittlerweile selbst führen und sich um Ackerbau und um Obstbau kümmern, um Streuobstwiesen und Tafeltrauben, wacht Margot Gauß über den Hofladen. Hier türmen sich Apfelsaft, Dosenwurst von Weideschweinen, Eier, Kartoffeln, Nudeln, Wein. Vieles aus eigener Produktion, der Rest von engen Freunden oder Kollegen. Eine Besonderheit hier in Oeffingen: Das Öl. Rapsöl, Sonnenblumenöl, Leinöl, Leindotteröl oder Mohnöl säumen die Regale – selbst gepresst auf dem Hof und ungefiltert abgefüllt.

All das findet seit einigen Jahren außerhalb von Oeffingen statt, ging aber früher in der Aldinger Straße im Ort vor sich. Der heutige Standort ist das Resultat einer Umsiedlung, wie man sie in und um Fellbach zuhauf findet, wie Margot Gauß berichtet: „Wir waren lange neben der evangelischen Kirche angesiedelt. Doch als dort ein Neubaugebiet entstand, haben wir uns gemeinsam mit der Stadt auf die Suche nach Flächen für die Aussiedelung gemacht und diese in der Kreuzstraße gefunden.“ Dass man Oeffingen die Treue hält, war eh sonnenklar. „Die Familiengeschichte der Gaußs reicht zurück, solange es Kirchenbücher gibt“, sagt sie mit einem Lächeln. „Und sehr wahrscheinlich noch ein gutes Stück länger. Es gab hier immer schon Gaußs, die mit dem Boden arbeiten. Das ist natürlich ein schönes Gefühl und auch eine besondere Tradition.“

Wer heute Landwirtschaft im Vollerwerb betreiben möchte, braucht meiner Meinung nach ein Nischenprodukt, eine Spezialisierung.“

Deswegen war es ihr nach dem Tod ihres Mannes auch ein besonderes Anliegen, den Betrieb weiterzuführen – „eben wegen dieser langen Tradition“, sagt sie. Gemeinsam mit ihren Söhnen Alexander und Tobias Gauß führt sie dem Hof im Nebenerwerb. Also wie es schon ihr Mann getan hat. „Deswegen war es vielleicht ein wenig leichter, die nächste Generation dafür zu begeistern. Meine Schwiegereltern führten den Hof noch im Vollerwerb, aber davon haben wir uns verabschiedet. Wer heute Landwirtschaft im Vollerwerb betreiben möchte“, so Gauß, „braucht meiner Meinung nach ein Nischenprodukt, eine Spezialisierung.“

So erntet Familie Gauß das, was auf Bäumen und im Boden wächst. Und genießt das Arbeiten unter freiem Himmel. „Wir sind von Wind und Wetter abhängig, klar, aber für uns liegt darin ja gerade das Schöne“, sagt sie. „Jedes Jahr, jeder Monat, jeder Tag sind anders. Wir sehen die ersten Frühlingsboten, spüren den Sommer, wissen, wann der Herbst vor der Tür steht... das ist immer wieder schön. Jede Jahreszeit“, lächelt sie und schaut aus den großen Fenstern auf die Felder, „hat ihre Magie.“ Das war schon vor Jahrhunderten so.